Max Grunert | 2025

Die Teilnahme an der TUB/Tongji Summer School war eines der schönsten und lehrreichsten Formate meines Masterstudiums. Ich kann dieses Programm jedem wärmstens empfehlen, denn die Organisation, die Vorträge und der tiefe Einblick in die chinesische Kultur und Wirtschaft sind einmalig und erweitern den Horizont nachhaltig.

Vorbereitung und Anreise

Ich habe mich schon seit Langem intensiv mit dem Land China sowie dessen Politik und Wirtschaft auseinandergesetzt. Obwohl ich bereits oft in Asien unterwegs war, schien mir eine rein touristische Reise nach China aufgrund der damit verbundenen Hürden wenig attraktiv.

Die Möglichkeit, China in Kombination mit einer Summer School zu bereisen, stellte daher eine hervorragende Gelegenheit dar, das Land besser zu verstehen und es nicht nur aus der Perspektive eines Touristen kennenzulernen. Die Aussicht auf einen tiefen, akademisch fundierten Einblick in die Gesellschaft und die Wirtschaft war die Hauptmotivation für meine Bewerbung, sowie die Möglichkeit, eine aufstrebende Weltmacht besser zu verstehen und deren Handlungen und Werte in einem globalen Kontext einordnen zu können.

Für mich und meine Mitreisenden war es das erste Mal, dass wir in die Volksrepublik reisten. Es gibt einige wichtige Dinge, die man vor der Anreise erledigt haben sollte, da sie das Leben vor Ort enorm erleichtern - denn ohne Internet und Handy geht in China nichts!

• AliPay: Dies ist mit Abstand das wichtigste Zahlungsmittel und Organisationstool in China. Laden Sie die App herunter, hinterlegen Sie mindestens eine Kreditkarte und verifizieren Sie sich mit Ihrem Reisepass. Die Passverifizierung dauert etwa 24 Stunden und sollte daher unbedingt vor dem Abflug abgeschlossen werden.

Simkarte/eSIM: Die Summer School stellt in der Regel am zweiten Tag eine lokale SIM-Karte zur Verfügung. Wer früher ankommt, benötigt jedoch eine eigene Lösung. Dies kann einfach über die App Trip. Com organisiert werden, wo man eine eSIM für China/Hongkong erwerben kann.

• VPN: Ohne ein VPN können in China keine Google-Dienste, WhatsApp oder Social Media genutzt werden. Deswegen sollte unbedingt vor der Abreise ein VPN-Dienst erworben werden (wir haben Let's VPN genutzt).

• WeChat: Ähnlich wie AliPay, aber vor allem zum Chatten sehr nützlich. Am besten auch diese App vorher installieren und eine Kreditkarte hinterlegen.

Weitere nützliche Apps (nutzbar über AliPay/WeChat):

• Didi: Das lokale Taxi- und Ride-Sharing-Angebot (ca. 2-3 € für 20 Minuten).

• TaoBao: Die chinesische Version von Amazon für Online-Shopping.

• A Map/Gaode Maps: Eine zuverlässige Navigations-App.

• HelloBike: Ausleihen von Fahrrädern (nur die Blauen funktionieren für Ausländer).

Anreise und erster Eindruck

Wir sind nicht direkt nach Shanghai gereist, sondern haben noch eine Woche vorher in Peking verbracht. Von dort aus sind wir mit dem Nachtzug nach Shanghai gefahren. Die Einreise in China ist relativ einfach: Aktuell wird kein Visum benötigt, da einfach ein Visa on Arrival für 30 Tage ausgestellt wird.

Angekommen in China fällt einem direkt auf, dass in diesem Land andere Maßstäbe gelten als in Deutschland. Die Städte sind riesig, überall sind sehr viele Menschen, und alles ist digitalisiert und läuft über das Mobiltelefon ab. Trotz der Größe fühlt sich alles sehr sicher und ordentlich an.

Unterkunft und Campus

Die Unterkunft in Shanghai, das Rewdosion Red, liegt direkt neben der Tongji Universität und ist ein gutes Business-Hotel inklusive Frühstück. Der Campus der Tongji Universität ist ein riesiges Areal, das am besten mit dem Fahrrad erkundet wird. Das CDHK (ChinesischDeutsches Hochschulkolleg) liegt auf dem Campus und ist das zentrale Gebäude für alle Vorträge und Sprachkurse. Auf dem Campus gibt es Sportplätze und zahlreiche Essensmöglichkeiten. Besonders empfehlenswert ist der Food-Spot direkt neben dem CDHK oberhalb des KFC.

Organisation und Kursinhalte

Das gesamte Programm wird sehr engagiert von Katharina und ihren Assistenten Finn und Rabea organisiert. Es herrscht eine überaus nette, fast familiäre Stimmung, und die Unterstützung ist hervorragend. e Summer School bietet eine unglaubliche Vielfalt an Vorträgen zu allen möglichen lemen rund um China. Der Tagesablauf war stets ähnlich strukturiert: ein Vormittagsvortrag, gefolgt von der Mittagspause, anschließend Chinesisch-Unterricht und im Anschluss ein Nachmittagsvortrag.

Die Kursinhalte reichen von Kultur, Geschichte, Politik, über China-DeutschlandBeziehungen bis hin zu Wirtschaft und Technologie. Die Qualität der Vortragenden empfand ich durchweg als sehr gut und zumeist äußerst interessant. Viele der Dozenten konnten dank jahrelanger China-Erfahrung unglaubliche Einblicke in ihre Fachgebiete geben.

Zu den täglichen Vorträgen in der Universität kamen noch mehrere Exkursionen hinzu: Im Rahmen des Programms besuchten wir unter anderem die Standorte der Unternehmen BASF sowie ZF-Automotive. Darüber hinaus waren wir auf der größten Industriemesse in China, was einen spannenden Einblick in die chinesische Wirtschattswelt ermöglichte.

Der fast tägliche Chinesisch-Sprachkurs, geleitet von Frau Li Li, war äußerst nett und gut verständlich gestaltet. Als absoluter Anfänger hatte ich keinerlei Probleme, dem Unterricht zu folgen, und auch der abschließende Test der Summer School ist nicht schwierig.

Wochenend-Exkursionen

Insgesamt unternahmen wir über die beiden Wochenenden der Summer School zwei große Exkursionen:

Die erste Exkursion führte uns nach Hangzhou, eine weitere chinesische Millionenstadt. Dort besichtigten wir Tee-Felder und erlebten eine Tee-Zeremonie sowie die über 5.000 Jahre alte Liangzhu-Kultur. Es war sehr interessant zu sehen, welche Rolle Tee in der chinesischen Kultur und Gesellschaft spielt. Dank der Begleitung durch Prof. Dr. Marcus Hernig erhielten wir tiefe Einblicke in diese Themen.

Die zweite Exkursion führte uns mit dem Hochgeschwindigkeitszug in den Nationalpark Wuyishan. Allein die Zugtahrt war ein Erlebnis, das die endlosen Weiten und die schiere Größe chinesischer Städte und Siedlungen erahnen ließ. In Wuyishan selbst machten wir mehrere Wanderungen durch den Nationalpark und eine Bootsfahrt. Auch hier war es erstaunlich zu beobachten, wie chinesische Touristen in großen Scharen durch den Park geschleust wurden. Das Programm war auf dieser Exkursion ebenfalls sehr dicht.

Freizeit und Stadtleben in Shanghai

Die Nachmittage und Abende nutzten wir meistens, um die Metropole Shanghai zu erkunden, die unzählige Möglichkeiten bot. Rund um die Universität gibt es bereits viele gute Restaurants, aber die eigentlichen Highlights befinden sich im Stadtzentrum. Einige Sehenswürdigkeiten wie der bekannte Yu Yuan Garten oder der North Bund (mit Blick auf die Shanghai Skyline) sind definitiv einen Besuch wert.

Ich würde außerdem emptehlen, sich mit den HelloBikes aut eine eigene Rundtahrt durch den Stadtteil Pudong am Pier zu begeben. Man kann umsonst in den Jin Mao Tower fahren, da ich die Fahrt auf den Shanghai Tower für nicht lohnenswert halte. Meine zweite Empfehlung ist die French Concession (Französische Konzession). Dort gibt es viele schöne Geschäfte und Restaurants zu erkunden, und die Gegend erinnert etwas an Europa. Ich habe mich dort am liebsten aufgehalten. Kulinarisches: Kulinarisch hat die chinesische Küche ebenfalls sehr viele neue und köstliche Speisen zu bieten. PekingEnte und Hotpot gehörten wohl zu meinen persönlichen Favoriten, aber es gibt unzählige gute und leckere Gerichte. Am besten probiert man alles aus, was ansprechend aussiehtich wurde so gut wie nie enttäuscht.

Fazit und Ausblick

Insgesamt war die Teilnahme an der Summer School eine außerordentlich wertvolle Erfahrung. Die Kombination aus fundierten, akademischen Einblicken und den faszinierenden Exkursionen in die chinesische Wirtschaft und Kultur hat meine Sicht auf das Land grundlegend verändert. Ich habe in diesen Wochen unglaublich viel über China gelernt und sehe das Land nun mit neuen, realistischeren Augen.

Besonders hervorzuheben ist die herausragende Organisation durch das Team des CDHK, das uns jederzeit unterstützte und die logistischen Herausforderungen einer solchen Reise perfekt meisterte. Ebenso bereichernd war die Gelegenheit, sich mit den Kommilitonen und Studierenden der Tongji-Universität auszutauschen und so unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Die Befürchtungen bezüglich der Komplexität des Reiselandes China haben sich als unbegründet erwiesen. Die immense Digitalisierung macht den Alltag überraschend einfach, und die herzliche Gastfreundschaft der Menschen hat einen tiefen positiven Eindruck hinterlassen.

Rückblickend war die Summer School die ideale Möglichkeit, sich dem Land ohne die typischen touristischen Barrieren zu nähern. Ich hätte vor der Reise nie gedacht, dass ich China wieder besuchen würde, aber nach diesen intensiven Wochen steht fest: Ich werde definitiv wiederkommen. Dieses Programm ist uneingeschränkt empfehlenswert für alle Studierenden, die ein tiefes Verständnis für die globale Rolle Chinas entwickeln möchten.